Alodia, du bist jetzt Alice!
Alodia Witaszek ist fünf Jahre alt, als ihr Vater von den Nationalsozialisten hingerichtet wird, ihre Mutter wird nach Auschwitz verschleppt. Alodia gilt als „rassenützlich“ und kommt in ein Lebensbornheim. Von dort wird sie deutschen Eltern zur Adoption übergeben. Die deutschen Eltern haben keine Ahnung von der Herkunft des Kindes, Alodias Abstammung wird verschleiert. Sie heisst jetzt Alice, lernt Deutsch und vergisst ihre Muttersprache polnisch. So wie ihr geht es auch ihrer Schwester und vielen Kindern aus den sogenannten Ostgebieten. Kinderraub ist nicht nur bei den Nationalsozialisten ein weitverbreitetes Verbrechen. Im östereichischen Kaiserreich werden Romakinder zur Adoption freigegeben, in der DDR sind es die Kinder der Zeugen Jehovas, in Argentinien die Kinder politischer Gegner. In allen Diktaturen und in kriegerischen Auseinandersetzungen kommt Kinderraub vor. In vielen Fällen aus dem Nationalsozialismus konnten die Herkunftsfamilien der geraubten Kinder nicht ermittelt werden. Die Täter wurden kaum nennenswert bestraft und Entschädigungen für die Opfer flossen nicht. Alodia hat Glück. Zwei Jahre nach Kriegsende werden sie und ihre Schwester gefunden und können nach Polen zurückkehren. Alodias Adoptiveltern halten den Kontakt und eine lebenslange Freundschaft, auch zwischen den Müttern, entsteht. Dagegen leidet Alodias Schwester sehr darunter, dass ihre Adoptiveltern sich nie mehr melden. In diesem wichtigen Buch wird ein verdrängtes Kapitel deutscher Geschichte aufgearbeitet.
Engelmann, Reiner, Alodia, du bist jetzt Alice!, cbt -Verlag 2019, 9,00 Euro